Von der ehrenamtlichen Hospizinitiative zur ambulanten Hospiz- und Palliativversorgung aus einer Hand – 30 Jahre Mainzer Hospizgesellschaft Christophorus e.V.

Als sich am 15. Mai 1990 siebzehn Mainzer Bürger in der Cafeteria des damaligen St. Hildegardiskrankenhauses versammelten, um die Mainzer Hospizgesellschaft zu gründen, hätte keiner in den kühnsten Träumen geglaubt, dass dieser Verein 30 Jahre später über 1.800 Mitgliedern hat. Die Mainzer Hospizgesellschaft bietet seither schwerstkranken und sterbenden Menschen und ihren Familien Hilfe und Begleitung auf der letzten Wegstrecke des Lebens an, wenn möglich zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung.

Erfahrungen von Verlassenheit und Hilflosigkeit im Umgang mit schwerer, lebensbegrenzender Krankheit waren die Motivation, die Mainzer Hospizgesellschaft als ökumenische Initiative zu gründen.

Es wurde ein Ambulanter Hospiz- und Palliativ- Beratungsdienst aufgebaut, der Patienten und ihre Familien in Mainz und Umgebung betreut. Zehn hauptamtliche Palliativpflegekräfte kümmern sich umfassend um die Patienten und ihre Angehörigen, damit der Wunsch, bis zuletzt selbstbestimmt in ihrer häuslichen Umgebung bleiben zu können, erfüllt werden kann.

Seit 2010 können wir auch Patienten, die eine besonders aufwändige Versorgung benötigen, um bis zuletzt zu Hause bleiben zu können und deshalb einen Anspruch auf Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) haben, versorgen. Diese Versorgung muss von einem Haus- oder Facharzt verordnet werden und beinhaltet die Betreuung durch ein Team von Palliativärzten und Palliativpflegefachkräften einschließlich einer 24-Stunden-Rufbereitschaft. Medikamenteneinstellungen, Verlaufskontrollen und Kriseninterventionen können ambulant durchgeführt werden und so eine Krankenhauseinweisung vermeiden helfen.

Und wer hätte gedacht, dass wir im nunmehr fünften Jahr schwerstkranke Kinder- und Jugendliche mit unserem ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst in Mainz, Rheinhessen und dem Vorderhunsrück begleiten?

Ehrenamtliche HospizbegleiterInnen, die auf ihren Dienst bei Schwerstkranken und ihren Familien sorgfältig und umfassend vorbereitet werden, unterstützen die Familien, indem sie Zeit zur Verfügung stellen, zuhören, die Angehörigen entlasten und kleine Alltagsbesorgungen erledigen.

Eine möglichst hohe Lebensqualität durch eine gute Koordination und Zusammenarbeit mit Haus- und Palliativärzten, ambulanten Pflegediensten, Pflegeheimen, Sozialdiensten, Krankenhäusern u.a. ist das Ziel unserer Arbeit. Die Patienten sollen sich in einem tragfähigen Netz gehalten wissen.

Die Mainzer Hospizgesellschaft hat nicht nur die Situation des sterbenden Menschen im Blick, sondern auch die Situation der Angehörigen. Im Verlauf einer schweren Erkrankung werden sowohl bei den Betroffenen selbst als auch bei ihren Angehörigen, Freunden und Betreuern Trauerprozesse ausgelöst. Beistand für trauernde Menschen ist somit eine wichtige Aufgabe aller Hospizmitarbeiter. Geschulte ehrenamtliche Trauerbegleiter bieten Gespräche in Trauergruppen wie auch Einzelgespräche an.

Alle Angebote des Ambulanten Hospizes sind für die Patienten und ihre Angehörigen nicht mit Kosten verbunden. Kosten, die nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt oder gefördert werden, übernimmt die Mainzer Hospizgesellschaft u.a. aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen sowie kleineren Zuschüssen von Kirchen, Land und Stadt.

Die Mainzer Hospizarbeit lebt vom ehrenamtlichen Engagement und von der Spendenfreudigkeit der Bürger, die in dieser Form ihrer gesellschaftlichen Solidarität für die Betroffenen und auch der Wertschätzung für die Arbeit der Mainzer Hospizgesellschaft Ausdruck verleihen. Nicht zuletzt tragen z.B. kostenlose Füllanzeigen in Zeitungen dazu bei, unsere Angebote bekannter zu machen.

30 Jahre Hospizarbeit in Mainz sind ein Grund zum Dank an alle, die haupt- und ehrenamtlich, als Akteure und als ideelle oder finanzielle Förderer mit ihren je eigenen Möglichkeiten dazu beigetragen haben, dass unser Traum, unsere Visionen Stück für Stück Wirklichkeit werden konnten. Wichtige, manchmal auch schwierige Entscheidungen mussten getroffen werden, auch

Krisen auf dem Weg von der Pionierzeit in die Institutionalisierung durchgestanden und bewältigt werden. Und wer hätte gedacht, vor welche Herausforderungen uns heute die Corona-Pandemie stellt? Wie so viele andere Vereine und Institutionen mussten auch wir viele Veranstaltungen absagen oder auf unbekannte Zeit verschieben – nicht zuletzt auch den anlässlich unseres Geburtstages am 15.05. geplanten ökumenischen Gottesdienst mit den beiden Dekanen Andreas Klodt und Markus Kölzer.

Trotz Corona-Pandemie: wir sind weiterhin für Sie da und erreichbar – heute und auch in Zukunft! Wir sind zuversichtlich, dass wir aus dieser Krisenzeit zwar verändert, aber gestärkt weiterhin schwerstkranke Menschen und ihre Familien unterstützen und begleiten werden. Und spätestens im nächsten Jahr wird sicher unser Geburtstag gefeiert – dann ist es unser „30 + 1 – Jubiläum“!

Ansprechpartner

Lieselotte Vaupel
Vorsitzende der Mainzer Hospizgesellschaft

Uwe Vilz
Geschäftsführer der Mainzer Hospizgesellschaft

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