Beitritt der Stadt Mainz zur „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“
Oberbürgermeister Michael Ebling unterzeichnete heute die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen“. Die Landeshauptstadt Mainz möchte damit die Inhalte und Ziele dieses Grundsatzpapiers des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes offiziell unterstützen.
Die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ setzt sich für Menschen ein, die aufgrund einer fortschreitenden, lebensbegrenzenden Erkrankung mit Sterben und Tod konfrontiert sind. Die fünf Leitsätze der Charta formulieren Aufgaben, Ziele und Handlungsbedarfe, um die Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland zu verbessern. Im Mittelpunkt steht dabei immer der betroffene Mensch.
Eingebettet in einer internationalen Bewegung, ist die Charta keine Einzelinitiative. In einem Konsensusverfahren wurde die Charta 2010 verabschiedet und der Öffentlichkeit vorgestellt. In der Konsentierungsphase haben sich über 200 Experten und Expertinnen aus über 50 gesellschaftlich und gesundheitspolitisch relevanten Institutionen die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland erarbeitet. Die Charta wird getragen und gefördert von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband und der Bundesärztekammer. Seit 2012 liegen die Schwerpunkte des Charta-Prozesses auf der Umsetzung und der Gestaltung sowie die Entwicklung einer Nationalen Strategie. Im Rahmen dieser Nationalen Strategie geht es nun darum, die in den fünf Leitsätzen formulierten Ziele und Empfehlungen – auch mit Unterstützung der Politik – Schritt für Schritt konkret und verbindlich umzusetzen. Inzwischen haben rund 1.500 Institutionen, Landkreise, Städte, Bundesländer und Kommune, sowie 15.800 Einzelpersonen die Charta unterschrieben und damit ihre Unterstützung bekundet und so die Bewegung in hervorragender Weise gefördert. Zu den Unterzeichnern in Mainz gehören u.a. die Mainzer Hospizgesellschaft, das Christophorus-Hospiz und das Caritas-Altenzentrum Maria Königin in Mainz-Drais, der Hospiz- und Palliativverband Rheinland-Pfalz, der Caritasverband für die Diözese Mainz sowie die Landespflegekammer.
„Die Unterstützung der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen ist mir ein besonderes Anliegen. Deren Ziele und Leitsätze sind in der Landeshauptstadt Mainz fest eingebunden in die Arbeit mit den betroffenen Menschen. So sind wir in Mainz in der glücklichen Lage, eine bereits seit 25 Jahren aktive und von der Stadt Mainz unterstützte Hospizgesellschaft vor Ort zu haben. Im Jahr 2015 konnte das bestehende Angebot der Erwachsenenhospizarbeit sogar um einen ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst ergänzt werden. Für das umfangreiche professionell strukturierte haupt- und ehrenamtliche Engagement in diesem Bereich sind wir sehr dankbar. Für das unermüdliches bundesweites Engagement der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband und der Bundesärztekammer sowie der Mainzer Hospizgesellschaft möchte ich heute Danke sagen“, so Oberbürgermeister Ebling bei der Unterzeichnung der Charta.
Lieselotte Vaupel Vorsitzende der Mainzer Hospizgesellschaft Christophorus e.V.: „Die Auseinandersetzung mit lebensnotwendigen Fragen nach Sterben, Tod und Trauer wird vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung von chronischen und unheilbaren Erkrankungen, demographischen Wandel und den Veränderungen der gesellschaftlichen Strukturen zu einer wesentlichen Aufgabe unserer Gesellschaft. Das Ziel der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland ist eine öffentlich erkennbare Verantwortung der Gesellschaft, der Politik mit ihrer öffentlichen Daseinsfürsorge und insbesondere aller Beteiligten im Gesundheitssystem für die letzte Lebensphase und das Sterben. Die Charta trägt dazu bei, diese Aufgaben noch stärker als bisher in das öffentliche Bewusstsein zu bringen, zu verankern und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Sie steht für eine Kultur der Sorge um schwerstkranke und sterbende Menschen, die der Würde des Menschen gerecht wird. Ich freue mich, dass die Stadt Mainz im Rahmen des diesjährigen Welthospiztages am 8. Oktober 2016 der Charta beitritt“.
Leitsätze der Charta
Im Leitsatz 1 der Charta geht es um die gesellschaftspolitischen Herausforderungen – Ethik, Recht und öffentliche Kommunikation. Mit Ihrer Unterschrift treten Sie für ein Sterben unter würdigen Bedingungen, der Fürsorge und das menschlichen Miteinander ein. Dem Sterben wird als Teil des Lebens gebührende Aufmerksamkeit geschenkt.
Der Leitsatz 2 stellt die Bedürfnisse der Betroffenen und deren Zugehörigen, sowie die Anforderungen an Versorgungsstrukturen in den Vordergrund. Mit Ihrer Unterschrift treten Sie für die Entwicklung und Weiterentwicklung von hochqualifizierten, bedarfsorientierten und vernetzen Versorgungsstrukturen ein. Der allgemeine Zugang und die Versorgungskontinuität stellen ein wesentliches Ziel dar.
Der 3. Leitsatz der Charta umfasst die Anforderungen an die Aus-, Weiter-, und Fortbildung. Mit Ihrer Unterschrift setzen Sie sich dafĂĽr ein, dass der Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen thematisch differenziert und spezifiziert in die Aus-, Weiter, und Fortbildung der Beteiligten in den verschiedensten Bereichen integriert werden.
Im 4. Leitsatz wird der Schwerpunkt auf Entwicklungsperspektiven und Forschung gelegt. Mit Ihrer Unterschrift setzen Sie sich dafür ein, dass durch interdisziplinäre Forschung die Palliativversorgung weiter entwickelt und ein Wissenstransfer zugelassen werden kann, so wird die Versorgungssituation schwerstkranker und sterbender Menschen sowie ihre Zugehörigen qualitativ verbessert.
Der 5. Leitsatz spricht die europäische und internationale Dimension der Charta an. Mit Ihrer Unterschrift setzten Sie sich für die internationale Vernetzung von Organisationen, Forschungsinstituten und den in der Palliativversorgung Tätigen ein. Der Schwerpunkt liegt hier auf kontinuierlichen und systematischen internationalen Austausch von Erfahrungen und Impulsen.