Mitgliederzeitschrift Dezember 2011

Aus der Hospizgesellschaft

Der 24. Oktober 2011 war ein besonderer Tag: Mit Beginn des Wintersemesters 2011/2012 startete das neue Pflichtfach „Palliativmedizin“ an der Universitätsmedizin Mainz. Erstmals werden jetzt in Mainz alle Medizinstudenten systematisch ausgebildet im Umgang mit unheilbar kranken und sterbenden Patienten. Sie werden unterrichtet in der Tumorschmerztherapie, in der Symptomkontrolle, in der Kommunikation schlechter Nachrichten, in ethischen und spirituellen Fragen am Lebensende und in der Trauerbegleitung der Angehörigen. Am Ende des Kurses steht eine Prüfung; nur wer sie bestanden hat, kann in das abschlie- ßende letzte Studienjahr, das sogenannte Praktische Jahr, wechseln. Nun ist gewiss nicht zu erwarten, dass mit diesem Kurs und der Prü- fung gewährleistet ist, dass künftig innere Haltung, Kenntnisse und Fertigkeiten in der Palliativmedizin in vollem Umfang gegeben sind. Dennoch ist dieser Tag ein Meilenstein für die künftige Ausbildung von Ärzten und Ärztinnen in Rheinland-Pfalz.

Was hat das Ganze mit der Mainzer Hospizgesellschaft zu tun? Zwei Antworten sind hier zu geben. Dass es in Mainz nun ein Pflichtfach Palliativmedizin gibt, hängt damit zusammen, dass der Gesetzgeber die Approbationsordnung, in der die ärztliche Ausbildung mit ihren Inhalten festgelegt ist, geändert hat. Diese längst überfällige Änderung und die damit verbundene Einführung der Palliativmedizin in das medizinische Curriculum ist ohne Zweifel auch das Ergebnis von nunmehr gut 25 Jahren bundesweiter Hospizarbeit, in der Ehrenamtliche und Hauptamtliche unablässig auf die Not sterbenskranker Mitbürger aufmerksam gemacht haben und auf vielfältigen Ebenen Verbesserungen und Veränderungen erreicht haben, die damals kaum einer für möglich gehalten hat. Wenn heute Krankenpflege- und Altenpflegeschüler im Rahmen ihrer Ausbildung wie selbstverständlich in ambulanten und stationären Palliativ- und Hospizeinrichtungen eingesetzt werden, wenn Medizinstudenten auf Palliativstationen famulieren und Doktorarbeiten schreiben, wenn Pflegekräfte, Ärzte, Sozialarbeiter und Apotheker zeitintensive Zusatzweiterbildungen in Palliative Care besuchen, dann ist dies alles auch ein Verdienst der vielen Hospizbewegten in Deutschland. Als eine der ältesten und größten Hospizeinrichtungen in Deutschland können wir als Mainzer Hospizgesellschaft darauf auch ein wenig stolz sein.

Stolz war ich allerdings ganz persönlich an diesem 24. Oktober auch noch aus einem anderen Grund. Das Pflichtfach Palliativmedizin in Mainz findet im Wesentlichen in Seminarform statt, das heißt in Gruppen von maximal 25 Studierenden. Nur die Einführungsveranstaltung an diesem 24. Oktober fand für alle 180 Studierende des 10. Semesters gemeinsam statt. Das war ein Wagnis; denn anderthalb Stunden die Konzentration einer so großen Gruppe aufrecht zu erhalten, ist schwer. Dass es gelang, lag an den beiden Angehörigen, die im Mittelpunkt dieser Vorlesung standen. Beide hatten in den letzten Jahren ihren Partner durch eine Krebskrankheit verloren; beide berichteten vor den Studierenden in bewegender und sehr persönlicher Weise über ihre Erfahrungen und über die Hilfe, die sie durch die gemeinsame Betreuung von Hausärzten und unserem ambulanten Hospizund Palliativteam erhalten hatten. Beiden war es ein Anliegen, von dem, was sie in dieser schweren, aber auch kostbaren Zeit erfahren hatten, Zeugnis zu geben, gemeinsam mit den in dieser Vorlesung ebenfalls anwesenden Mitgliedern unseres ambulanten Teams. Im Vorlesungssaal war es bis zur letzten Minute mucksmäuschenstill; am Ende gab es Beifall in einer Lautstärke, wie ich ihn in einer Vorlesung noch nicht erlebt habe.

So verdankt sich dieser 24. Oktober in mehrfacher Hinsicht auch 21 Jahren Hospizarbeit in Mainz – 21 Jahren, in denen das Netz hospizlicher und palliativer Versorgung immer dichter geknüpft werden konnte und nun auch Eingang in die universitäre Lehre gefunden hat.

All dies ist freilich kein Grund, sich auszuruhen; viel zu groß ist die Not, der wir auch heute noch tagtäglich begegnen. So sehr wir Grund zur Dankbarkeit für so vieles Erreichte haben, so wenig dürfen wir darin nachlassen, für unsere Idee und für unser Vision zu werben. Dazu gehört auch das Werben um finanzielle Mittel; denn ohne zahlreiche und großherzige Spenden hätten wir auch dieses nun zu Ende gehende Jahr 2011 nicht bewältigen können. So möchte ich Sie auch vor diesem Weihnachtsfest wieder sehr herzlich um Ihre Weihnachtsspende bitten. Das dieser Ausgabe der Mitteilungen beiliegende Überweisungsformular soll es Ihnen so leicht wie möglich machen und kann auch weitergereicht werden!

Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen eine gesegnete Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr 2012.

Prof. Dr. Martin Weber

Mitgliederzeitschrift Dezember 2011

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